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For A2raya: Koranische Textkritik
Posted by Andreas (Guest) - Wednesday, October 8 2003, 10:09:46 (EDT)
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For A2raya: Koranische Textkritik

Having read your earlier posting on the "Syro-aramäische Lesart des Koran" I thought you might be interested in the article below as well .

I suppose you still read (some) German (?).

Enjoy.


Greetings

Andreas

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Koranische Textkritik

Forum für offenen christlich-islamischen Dialog

Geschrieben von Christoph Heger am 06. Oktober 2003 09:52:05:

Guten Morgen allerseits,

die - nach vielversprechendem Beginn im 19. Jahrhundert - etwa mit Ende des 1. Weltkriegs so unverständlicherweise vernachlässigte Anwendung der üblichen Methoden wissenschaftlicher Textkritik auf den Koran kommt wieder in die Gänge. Nachdem vor drei Jahren CHRISTOPH LUXENBERG, Die syro-aramäische Lesart des Korans. Ein Beitrag zur Entschlüsselung der Koransprache, Berlin 2000, ganz neue Methodiken und sensationelle Erkenntnisse zu Tage gefördert hat, liegt seit einigen Monaten auch ein anderes bedeutenden Werk vor:

GÜNTER LÜLING "A Challenge To Islam For Reformation. The Rediscovery and Reliable Reconstruction of a Comprehensive Preislamic Christian Hymnal Hidden in the Islamic Koran, Delhi 2003, lxviii + 580 p.,abbrev.,biblo.,index.,notes. (ISBN : 81-208-1952-7).

Näheres findet sich auf der Internetseite des Verlags Motilal Banarsidass Publishers.. http://www.mlbd.com/ Von dort suche man unter "Autor: Luling"!

Es handelt sich um die völlig überarbeitete und erweiterte englische Fassung von GÜNTER LÜLING, Über den Urkoran. Ansätze zur Rekonstruktion der vorislamisch-christlichen Strophenlieder im Koran, 1. Aufl. Erlangen 1974, 2. Aufl. Erlangen 1993 (ISBN 3-922317-17-0).

Mehr dazu hier:


Textkritik am Koran http://home.t-online.de/home/Christoph.Heger/Textkritik_am_Koran.html

Nun ist in der jüngsten Nummer des Rheinischen Merkurs/Christ und Welt die erste Besprechung von GÜNTER LÜLINGs neuem Buch in Deutschland erschienen: von HARALD VOCKE, dem langjährigen Orientkorrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, nämlich hier:


Was meinte der Prophet? Wissenschaft als Herausforderung an den Islam

http://www.merkur.de/aktuell/cw/gg_034004.html



MfG
Christoph Heger


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URKORAN / Wissenschaft als Herausforderung an den Islam

Was meinte der Prophet?

Das heilige Buch der Muslime mit neuer Lesart. Günter Lülings kritischer Text weist auf christliche Hymnen als wichtige Quelle hin.

Autor: HARALD VOCKE

Vor drei Jahrzehnten hat der deutsche Orientalist und Religionshistoriker Günter Lüling sein Hauptwerk vollendet: „Über den Urkoran. Ansätze zur Rekonstruktion der vorislamisch-christlichen Strophenlieder im Koran“ (Verlagsbuchhandlung Hannelore Lüling, 2. Auflage 1993). Jetzt liegt in dem angesehenen Verlag des Inders Motilal Banarsidass eine erweiterte Übersetzung ins Englische vor. Die Veröffentlichung ist ein bemerkenswertes Zeugnis des toleranten Geists, der im indischen Verlagswesen herrscht. In Frankreich haben führende Islamwissenschaftler das Werk Lülings längst mit hohem Lob anerkannt. In Deutschland hingegen wird es von Arabisten und Islamforschern seit seinem Erscheinen totgeschwiegen. Schon unmittelbar nach der Vorlage der Doktorarbeit „Kritisch-exegetische Untersuchung des Korantextes“, für die Lüling das seltene Höchstprädikat „opus eximium“ („ein überragendes Werk“) erhielt, begann gegen ihn eine Hasskampagne. Sie dauert heute noch an.

Was ist hierfür das Motiv? Offensichtlich Neid, zugleich aber die Befürchtung überängstlicher Fachkollegen, der „Urkoran“ könne den Zorn strenggläubiger Muslime erregen. Zu grundsätzlichen Fragen hält die deutsche Orientalistik weitgehend an Lehren fest, die in Kairo die mehr als tausend Jahre alte islamische Ashar-Universität verkündet. Wichtige Grundthesen Lülings, etwa der Hinweis auf Fragmente vorislamischer Strophendichtung im Koran, waren schon an der Wende zum 20. Jahrhundert von deutschsprachigen Islamforschern veröffentlicht worden. Das hat damals kaum irritiert. Mit einer Fülle neuer Argumente hat Lüling jedoch wichtige Abschnitte des Korans als vorislamische christliche Hymnen identifiziert und deren ursprünglichen Wortlaut zu rekonstruieren versucht, im Wesentlichen oft überzeugend.

Heute ist bei den Muslimen im Orient die Meinung verbreitet, es gebe nur einen gültigen Text des Korans, der Mohammed wortgetreu offenbart worden sei. Doch auch den islamischen Theologen sind eine Fülle abweichender Lesarten zum Korantext bekannt. Viele sind inhaltlich unbedeutend, freilich keineswegs alle. Wissenschaftlicher Scharfsinn lässt vielmehr redaktionelle Eingriffe in den ursprünglichen Text erkennen. Als der hoch begabte blinde Professor für arabische Literatur, Taha Hussein, 1926 in Kairo erklärte, der Koran enthalte „bestimmte vor Mohammed entstandene metrische Kompositionen“, kam es zu einem Aufschrei der Empörung. Der ägyptische Gelehrte wurde zum Widerruf gezwungen.

Bei der Suche nach dem ursprünglichen Wortlaut wichtiger Suren des Korans geht Lüling von einem vieldeutigen arabischen Text aus, wie diesen noch heute die ältesten erhaltenen Handschriften belegen. Zahlreichen Konsonanten geben erst die so genannten diakritischen Punkte der später üblichen arabischen Schrift ihren Lautwert. B und T sowie TH, ebenso F und Q und eine ganze Reihe weiterer Konsonanten sind ohne die Punkte nicht zu unterscheiden. Noch heute schreiben arabische Journalisten eilige Notizen und Entwürfe oft ohne diakritische Punkte. Die Texte sind dann für fremde Leser nicht zu entziffern.

Gegensatz zum Paradies

Jede ernsthafte Koranforschung sollte künftig den Zustand der ältesten Koranmanuskripte berücksichtigen, die weder diakritische Punkte kannten noch Zeichen für lange Vokale. Wohl als erster Gelehrter hat Lüling diese Einsicht seiner Textkritik zugrunde gelegt. Dass es hier nicht nur um Kleinigkeiten geht, hat der Forscher mit einem markanten Beispiel bewiesen: In der 81. Sure des Korans wird in Vers 1 bis 14 ein Bild endzeitlicher Schrecken geboten. Nur Vers 13 passt nicht dazu.

„Wenn . . . das Paradies (an die Gottesfürchtigen) nahe herangebracht wird“, übersetzte der 1983 verstorbene Tübinger Koranforscher Rudi Paret. Lüling weist jedoch darauf hin, dass an dieser Stelle schon namentlich bekannte Gefährten Mohammeds anstelle des Verbs uzlifat („es wird nahe herangebracht“) den Text als uzliqat lasen. Günter Lüling übersetzte in seinem deutschen „Urkoran“ dementsprechend „wenn dann der Hain hinweggeschwemmt wird“, in der englischen Ausgabe „when the garden shall be made a slippery slope“.

In Sure 18,40, die Lüling ebenfalls hinzuzieht, heißt es vom Garten nach dem himmlischen Strafgericht, dass er eines Morgens nur noch „eine kahle (schlüpfrig glatte) Stelle sein wird“ (Übersetzung von Paret). Der zur „kahlen Stelle“ oder „kahlen Anhöhe“ gewordene Garten ist das Gegenteil des islamischen Paradiesgartens mit seinem üppigen Grün und seinen unsäglichen sinnlichen Wonnen. Hier hat sich, wie Lüling erläutert, noch die Spur alter Traditionen erhalten, die auch im Alten Testament mit Berichten von Kulten auf Anhöhen und verheerenden Wolkenbrüchen ihren Niederschlag fanden.

Schon 1895 hatte der schwedische Graf Carlo de Landberg die Vermutung geäußert, dass „arabische Vulgärdialekte“ – nicht die heute in den arabischen Ländern gesprochenen Sprachformen – auf eine weit entferntere Zeit zurückweisen als die „viel weniger ursprünglichen Sprachen der Syrer und Hebräer“. Ein Jahrzehnt später hat auf der Grundlage der Forschungen Landbergs der Orientalist Karl Vollers dargelegt, dass schon zur Zeit des frühesten Islam eine arabische Umgangssprache ohne die älteren arabischen Kasusendungen der Substantive in Arabien verbreitet war. 1908 und 1909 wies dann in Wien ein weiterer Gelehrter darauf hin, dass im Koran umgangssprachliche Strophendichtung enthalten sei. Die Strophenform mit ihren Reimen bot Lüling das Gerüst für seine Rekonstruktion vorislamischer Hymnen.

Erst zur Zeit des Kalifen Utman (er herrschte in den Jahren 644 bis 656 nach Christus) kam es zur einschneidendsten Revision des Korans. Nur ein Einheitstext sollte künftig gelten, alle nicht autorisierten Texte sollten verbrannt werden. Viel spricht dafür, dass manche der damals geächteten Koranhandschriften grundverschieden von dem heutigen Einheitstext waren, jedoch den ursprünglichen Lehren Mohammeds näher kamen als der spätere Einheitstext. Viele Suren wurden später vom sunnitischen Islam höchst einseitig interpretiert, was die westliche Wissenschaft oft blindlings übernahm.

Die ersten vier Verse der 80. Sure übersetzt Paret folgendermaßen: „Er (vermutlich ist Mohammed selber gemeint) zog die Stirn kraus und wandte sich ab, (darüber unwillig) dass der Blinde zu ihm kam. Aber wer weiß, vielleicht will er (der Blinde) sich (von seinem bisherigen sündigen Leben) reinigen oder (solange es noch Zeit dazu ist) sich mahnen lassen, sodass ihm die Mahnung nützt?“ Nach islamischer Überlieferung habe der Blinde Abdullah ibn Umm Maktum den Propheten des Islam unterbrochen, als dieser mit führenden Mitgliedern des einflussreichen Kureisch-Stammes verhandelte. Da habe der Prophet die Stirn gerunzelt und sich abgewandt.

Ungläubig, nicht blind

Wie Lüling darlegt, ist das arabische Wort für „blind“ jedoch an dreißig Stellen im Koran nur ein Synonym für „ungläubig“, nur zweimal bedeutet es „blind“ im wörtlichen Sinn. An einer Stelle ist sogar ausdrücklich von der „Blindheit des Herzens“ die Rede. Dass sich Mohammed in der dritten Person („er“) selber vorstellt, ist nicht überzeugend. Das in seiner zeitlichen Bedeutung im alten Arabisch zeitlose Perfekt des Verbs wird ins Deutsche besser mit dem Präsenz übersetzt, wenn es wie hier eine allgemein gültige Aussage wiedergibt. Lüling übersetzt die ersten vier Verse der Sure in seiner Rekonstruktion einer alten Hymne daher so: „Er ist unwillig,/ und wendet sich ab,/ wenn zu ihm der Ungläubige kommt./ Was wird dich lehren? Vielleicht er!/ Läutere dich!/ Dann wird ihm der Lobpreis nützlich sein.“

Der „Urkoran“ bietet ein neues Bild der frühen Geschichte des Islam. Dass die darin vorgestellten Hypothesen sämtlich und in allen Einzelheiten auf die Dauer einer sachkundigen Prüfung standhalten werden, ist kaum zu erwarten. Auch Irrtümer gehören zum Fortschritt der Wissenschaft. Aber schon der deutsche „Urkoran“ fand bei manchen vorurteilslosen Muslimen reges Interesse. Totschweigen wird man die erweiterte englische Fassung nicht mehr. Dass Lüling als Christ die heute von Katholiken wie Protestanten abgelehnte Dogmenkritik des einst in Bern lehrenden Theologen und Philosophen Martin Werner (1887-1964) vertritt, ist kein Argument gegen seinen „Urkoran“.

Auf Englisch erscheint das Buch jetzt mit dem programmatischen Haupttitel „A Challenge to Islam for Reformation“ (Eine Herausforderung an den Islam zur Reformation). Diesen Anspruch erhebt das Lebenswerk Lülings mit Recht. Am preisgünstigsten lieferbar ist das Werk vom indischen Verlag Motilal Banarsidass per Seepost, Telefax Nummer 0091/11/23 93 06 89, www.mlbd.com.


http://www.merkur.de/aktuell/cw/gg_034004.html



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